Mentale Gesundheit – Deshalb ist sie so wichtig!
Für einen starken Körper machen wir Sport und ernähren uns gesund. Körperliche Fitness ist allerdings nur ein Baustein, wenn es uns rundum gut gehen soll. Mindestens genauso wichtig für unser Wohlbefinden ist unsere mentale Gesundheit. Wie du sie stärken kannst und was digitale Medien und deine Freundinnen und Freunde damit zu tun haben, erfährst du in diesem Artikel.
Was bedeutet "mentale Gesundheit"?
Die mentale Gesundheit (auf Englisch "mental health") umfasst unser emotionales, psychisches und soziales Wohlbefinden und ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe in der Gesellschaft.
Im Zustand des psychischen Wohlbefindens kannst du deine Fähigkeiten bestmöglich nutzen und auf Stress und Belastungen gut reagieren. Fachleute sprechen dabei oft von "psychischer Widerstandsfähigkeit", auch Resilienz genannt. Sie ist sozusagen das Immunsystem der Psyche.
Schulstress, Konflikte im Freundeskreis, Liebeskummer oder Schicksalsschläge wie der Tod einer nahestehenden Person können das Wohlbefinden aus der Balance bringen. Auch die Corona-Pandemie oder Nachrichten über beispielsweise Krieg oder Unfälle belasten viele Menschen.
Schlechte Gefühle und Stress
Manche bekommen bei einem Referat vor der Klasse Schweißausbrüche, andere fühlen sich von Tests und Klausuren unter Druck gesetzt oder haben Streit mit der Familie oder ihren Mitschüler:innen. Solche Situationen verursachen negative Gefühle wie Angst oder auch Wut und führen dazu, dass man sich gestresst fühlt. Die körperliche Reaktion ist oftmals die gleiche: Stress und Gefühle wie Angst aktivieren einen lebenswichtigen Vorgang in unserem Körper, den es bereits in der Steinzeit gab. Ohne eine bewusste gedankliche Steuerung nimmt unser Körper alle Kraft zusammen und versorgt uns mit Energie. In der Urzeit war das auch sehr praktisch. Nur so konnten wir vor wilden Tieren und anderen Gefahren weglaufen.
In der heutigen Zeit müssen wir nicht mehr vor dem Säbelzahntiger fliehen, dennoch findet diese körperliche Reaktion bei vielen Menschen nahezu jeden Tag statt. Finden wir keinen Ausgleich, um uns zu entspannen, können gesundheitliche Probleme wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schlafprobleme oder depressive Verstimmungen die Folge sein. Kurz: Man fühlt sich nicht gut.
Jede und jeder hat mal schlechte Tage oder Phasen, in denen alles nervt und man sich unverstanden fühlt. Das ist ganz normal und oft hilft es schon, eine Runde um den Block zu gehen, tief durchzuatmen oder sich beim Sport ordentlich auszupowern. Versuche aber zu erkennen, ob dich etwas nur kurzzeitig stresst oder dich schlechte Gefühle schon längere Zeit belasten. Egal, wie lange dich diese Gefühle schon begleiten: Du musst das nicht mit dir allein ausmachen. Es tut gut, mit einer Vertrauensperson deiner Wahl darüber zu sprechen - das können deine Eltern sein, eine Vertrauensperson an der Schule, Onkel, Tanten oder deine Freundinnen und Freunde. Auch im Internet gibt es Anlaufstellen.
Der FOMO-Effekt
FOMO (Fear Of Missing Out) beschreibt die zwanghafte Sorge, etwas zu verpassen. Durch die ständige Erreichbarkeit über das Handy und die vielen Funktionen von Apps wird das Phänomen noch verstärkt.
Stress, Angst oder Sorgen würden wir alle wohl am liebsten schnell ausblenden. Sich beim Zocken abzulenken oder durch Social Media zu scrollen kann helfen, sich auf andere Gedanken zu bringen. Aber wusstest du, dass ein übermäßiger Medienkonsum im Körper ebenfalls Stress auslösen kann? Fachleute nennen das "digitalen Stress".
Die ständige Erreichbarkeit und vor allem der damit verbundene Druck, möglicherweise etwas zu verpassen und möglichst schnell, überall und jederzeit auf Nachrichten reagieren zu müssen, verursachen Stress – und den wollen wir doch eigentlich vermeiden.
Gleichzeitig ist die Informationsflut kaum zu bewältigen. Vor allem negative Nachrichten erhalten viel Aufmerksamkeit und manchmal kann man gar nicht mehr aufhören, sich von Schlagzeile zu Schlagzeile zu klicken. Dafür gibt es sogar einen Begriff:
Doomscrolling beschreibt das endlose Scrollen durch negative Nachrichten und damit die übermäßige, zwanghafte Beschäftigung mit ihnen. Dies kann Stress, Ängste und negative Gefühle auslösen.
Unser Körper erhält dadurch ständig neue Reize, die verarbeitet werden müssen. Man fühlt sich dann möglicherweise wie "unter Strom" oder müde. In sozialen Medien siehst du aber nicht nur Nachrichten, sondern viele Fotos von anderen mit scheinbar perfekten Körpern, Gesichtern und Leben. Diese können unrealistische Erwartungen und Selbstzweifel auslösen. Auch viele Videospiele üben einen besonderen Reiz aus und möchten dich möglichst lang in ihren Bann ziehen.
Wenn du merkst, dass du
- keine Lust mehr hast, deinen Hobbys nachzugehen,
- dich nicht mehr mit Freundinnen und Freunde triffst,
- dich oft energie- und antriebslos fühlst oder,
- häufig traurig oder gereizt bist,
dann ist dir vielleicht einfach alles zu viel geworden. Möglicherweise fühlst du dich auch so, weil etwas Bestimmtes passiert ist?
Ganz wichtig: Diese Gefühle musst du nicht mit dir alleine ausmachen.
Sprich mit einer Person deines Vertrauens darüber.
Vielleicht machst du dir aber auch Sorgen, was andere von dir denken könnten, wenn du über deine Gefühle sprichst. Dann kann es einfacher sein, dich online zu informieren und dir Unterstützung zu suchen. Dort gibt es inzwischen viele Portale und Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst – auch anonym. Du musst also nicht deinen Namen nennen.
Mentale Gesundheit stärken
Sich den Frust von der Seele reden, gemeinsam lachen, schöne Erlebnisse teilen oder einfach Zeit miteinander verbringen – soziale Kontakte sind für unser Wohlbefinden sehr wichtig. Das zeigen auch wissenschaftliche Studien. Denn die positiven Beziehungen zum Beispiel in der Familie, im Verein oder der Schule stärken deinen Körper im Umgang mit Stress. Sozusagen das Fitnessstudio für die Seele.
Natürlich kannst du aber noch viel mehr tun, um deine mentale Gesundheit zu stärken. Dazu gehören
- Sport oder Bewegung, möglichst an der frischen Luft,
- bewusste Pausen einlegen,
- Treffen mit Freundinnen und Freunden,
- genügend Schlaf und
- eine gesunde Ernährung.
All das stärkt dich und macht dich widerstandsfähig gegen Stress – noch wichtiger: Es hilft dir gesund zu bleiben.
Weiterführende Links
Wir haben dir beispielhaft Angebote rausgesucht, bei denen du dich noch weiter informieren kannst:
- ich bin alles: Das Infoportal rund um Depression und psychische Gesundheit für Jugendliche.
- feel-ok.ch bietet dir Informationen über Selbstwert, Identität, Stress und vieles mehr.
- Bei Kind Space findest du tolle Übungen für mehr Selbstbewusstsein.
Vielleicht hast du aber auch gemerkt, dass du deine Mediennutzung nicht mehr unter Kontrolle hast und möchtest etwas ändern, weißt aber nicht wie? Dann ist das Beratungsprogramm "Das andere Leben" für dich genau das richtige: Das Programm kann dich dabei unterstützen, die richtige Balance zwischen der virtuellen und der realen Welt zu finden und beizubehalten. Um dich anzumelden, füllst du einfach den Selbsttest zur Computer- und Internetnutzung aus.
Weiterführende Hilfsangebote
Du kommst alleine nicht mehr weiter und weißt nicht, an wen du dich wenden sollst?
Du erhältst beispielsweise bei den folgenden Anlaufstellen direkt Hilfe: kostenlos, anonym und von Menschen, die deine Situation verstehen:
- Die Nummer gegen Kummer erreichst du immer über die 116 111 (am besten direkt im Handy speichern) oder wende dich an die Online-Beratung.
- Jugend Notmail bietet Online-Beratung für Kinder und Jugendliche per Mail, Chat und Themenchat an.
- Die bke-Jugendberatung bietet neben einer Online-Beratung auch den Austausch mit anderen Jugendlichen über ein Forum und einen Gruppenchat an.
- Youth-Life-Line ist eine Online-Beratung speziell für Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre in akuten Krisen und bei Selbstmordgedanken
- Im Krisenchat findest du rund um die Uhr professionelle Chatberatung.